DIE „HEXE ISABELLA A" TRIUMPHIRT AUF DER STRECKE PARIS–LYON!
Münchner Reichsbote, 15. Juli 1900
Der Staub der großen Fernfahrt Paris–Lyon ist verwehet, und während allerorts zerbrochene Kraftwagen den Weg säumen, hat ein deutscher Motorwagen die Probe bestanden. Allen Widrigkeiten zum Trotze führte die „Hexe Isabella A", gelenket vom Fabrikanten Jakob Eisenwald, das Rennen zu Ende – ein Triumph deutscher Ingenieurskunst!
Am Startplatz herrschte wildes Gedränge, als die Konkurrenz mit donnerndem Getöse vorwärts stürmte. Eisenwald jedoch verfuhr mit deutscher Bedachtsamkeit. Während andere ihre Maschinen durch die ersten Kilometer peitschten, glitt die Hexe mit Ruhe dahin, wobei ihr vorzügliches Differentialgetriebe und die präcise Lenkvorrichtung einen frühen Vortheil verschafften. Kein mechanisches Problem trübte diesen ersten Abschnitt der Fernfahrt.
Als die Strecke in den zweiten Abschnitt überging, brachten steile Anhöhen Mann und Maschine in Bedrängniß. Die jähen Steigungen offenbarten eine Schwäche der Hexe: Mit nur zwei Gängen ausgestattet und bei niedriger Drehzahl wenig Zugkraft entwickelnd, mußte Eisenwald den Motor stets im höheren Drehzahlbereich halten. Die Kraftentfaltung erwies sich hier als unzureichend, was besonders beim Anfahren am Hang deutlich wurde. Anders als jene, die allzu heftig vorandrängten, navigirte Eisenwald die Schwierigkeiten mit Geschick und vertraute auf den bewährten Grundsatz, daß Ausdauer den Sieg davontragen würde.
Auf halber Strecke im dritten Theil vernahm Eisenwald ein beunruhigendes Klappern im Hintertheile. Ein gelöster Auspuffkrümmer drohte, weitere Schäden zu verursachen. Mit deutscher Gründlichkeit hielt er an, um die Schrauben nachzuziehen, wodurch er werthvolle Zeit einbüßte. Nach dieser nothwendigen Verzögerung setzte er die Fahrt mit verminderter Geschwindigkeit fort, um weitere Erschütterungen zu vermeiden.
Im vierten Abschnitt folgte ein weiteres Mißgeschick, diesmal durch Eisenwalds eigenes Versehen. Bei einem Überholmanöver auf schlechter Chaussee gerieth er mit dem rechten Rad in den Straßengraben. Dies führte zu einer gelockerten Benzinleitung, die kostbaren Kraftstoff zu verlieren drohte. Eisenwalds technischer Sachverstand und das wohlsortirte Werkzeug ermöglichten eine rasche Reparatur, doch abermals ging kostbare Zeit verloren. Rings um ihn stotterten und versagten die Motoren seiner Mitbewerber gänzlich, doch die Hexe setzte ihren Weg mit deutscher Zähigkeit fort, wenngleich merklich langsamer.
Da das Ende nahte, drängte Eisenwald mit größerer Entschlossenheit voran. Seine anfängliche Vorsicht hatte sich ausgezahlt – viele der schnelleren Fahrer waren ausgefallen oder wurden aufgrund überhitzter Triebwerke langsamer. Doch in einer scharfen Kurve verschätzte sich Eisenwald und streifte einen Kilometerstein. Das bereits zuvor geschwächte Vorderrad wurde nun instabil, was die Lenkung erheblich erschwerte. Jede weitere Kurve erforderte höchste Aufmerksamkeit. Eisenwald mäßigte an kritischen Stellen und sorgte dafür, daß der Wagen für die letzte Etappe betriebsfähig blieb, obwohl das verbogene Rad die Geschwindigkeit drosselte.
Auf dem letzten Abschnitt der Langstreckenfahrt zeigte die Hexe noch einmal ihre volle Stärke. Der Motor lief nun rund und trotz des beschädigten Vorderrads konnte Eisenwald auf den Geraden vor Lyon wieder Fahrt aufnehmen. Ohne einen anderen Fahrer in Sicht überquerte Eisenwald die Ziellinie, als einziger Teilnehmer, der das strapaziöse Rennen tatsächlich beendete. In einem Wettkampf, in dem schiere Kraft viele zum Scheitern verurteilte, hatten deutsche Gründlichkeit und Eisenwalds Beharrlichkeit gesiegt.
Während französische und englische Rennwagen technischen Fehlern zum Opfer fielen, hielt die mit überdimensioniertem Rahmen und solidem Getriebe ausgestattete Hexe Isabella A stand. Eisenwalds ruhige Hand, kombiniert mit der robusten Konstruktion des Motorwagens, brachte ihn dorthin, wo andere scheiterten. Zwar verzögerten Fahrfehler und technische Schwierigkeiten die Fahrt, doch die Robustheit der Maschine und das Können des Fahrers bewiesen, dass der deutsche Motorfahrzeugbau seine Überlegenheit durch Zuverlässigkeit und Ausdauer zu behaupten weiß!
~ Dr. von Müller, Sonderberichterstatter
THE “HEXE ISABELLA A” TRIUMPHS ON THE PARIS-LYON ROUTE!
Munich Reichsbote, July 15, 1900
The dust of the great Paris-Lyon long-distance race has blown away, and while broken-down cars line the road everywhere, a German motor vehicle has passed the test. Despite all adversities, the “Hexe Isabella A”, driven by the manufacturer Jakob Eisenwald, brought the race to the end - a triumph of German engineering!
There was a wild crush at the starting point as the competition stormed forward with a thunderous roar. Eisenwald, however, proceeded with German caution. While others whipped their machines through the first few kilometers, the Hexe glided along calmly, with its excellent differential gear and precise steering system giving it an early advantage. No mechanical problem marred this first section of the long-distance race.
As the route entered the second section, steep hills put both man and machine in a tight spot. The steep inclines revealed a weakness of the Hexe: equipped with only two gears and developing little torque at low speeds, Eisenwald had to keep the engine at a higher speed. The power development proved to be insufficient here, which was particularly evident when starting on a slope. Unlike those who pushed ahead too hard, Eisenwald navigated the difficulties with skill and trusted in the tried and tested principle that endurance would win the day.
Halfway through the third section, Eisenwald heard a disturbing clattering in the rear. A loose exhaust manifold threatened to cause further damage. With German thoroughness, he stopped to tighten the screws, thereby losing valuable time. After this necessary delay, he continued the journey at a reduced speed to avoid further shocks.
In the fourth section, another mishap followed, this time through Eisenwald’s own oversight. During an overtaking maneuver on a poor road, his right wheel ended up in the ditch. This resulted in a loose fuel line that threatened to leak precious fuel. Eisenwald’s technical expertise and well-stocked tools enabled a quick repair, but once again valuable time was lost. All around him, his competitors’ engines sputtered and failed completely, but the Hexe continued on its way with German tenacity, albeit noticeably slower.
As the end approached, Eisenwald pressed ahead with greater determination. His initial caution had paid off - many of the faster drivers had dropped out or slowed down due to overheated engines. But in a sharp bend, Eisenwald misjudged the situation and grazed a milestone. The front wheel, already weakened, now became unstable, making steering considerably more difficult. Each subsequent bend required the utmost attention. Eisenwald moderated at critical points and ensured that the car remained operational for the final leg, although the bent wheel reduced the speed.
In the last section of the long-distance journey, the Hexe showed her full strength again. The engine now ran smoothly and, despite the damaged front wheel, Eisenwald was able to gain speed again on the straight stretches before Lyon. With no one else in sight, Eisenwald crossed the finish line, the only entrant who actually completed the gruelling race. In a competition in which sheer strength condemned many to failure, German thoroughness and Eisenwald’s persistence had triumphed.
While French and English racing cars fell victim to technical failure, the Hexe Isabella A, equipped with an oversized frame and solid transmission, held out. Eisenwald’s steady hand, combined with the rugged construction of the motor car, brought it to where others failed. Although driving errors and technical difficulties delayed the journey, the robustness of the machine and the skill of the driver proved that German motor vehicle construction knows how to assert its superiority through reliability and endurance!
~ Dr. von Müller, special reporter